Rückblick auf den Besuch der Gäste aus Garango

Ladenburger Zeitung, 22.09.2023, Christina Schäfer

Man hat zusammen gefeiert, man hat miteinander gearbeitet, man hat miteinander Zeit verbracht. Zehn Tage war eine Delegation aus Garango in Ladenburg zu Gast. Ein Gespräch mit Karola Liebrich, Vorsitzende des Garango-Vereins, über gemeinsame Erlebnisse, die Stille nach dem Trubel und was als Essenz bleibt.

LAZ: Frau Liebrich, wie still war es, als die Delegation aus Garango vergangene Woche abgereist war?

Karola Liebrich: Ich bin schon nach dem Aufstehen am Morgen der Abreise mit einem etwas traurigen Gefühl unterwegs gewesen. Selbst das Wetter hat es an diesem Mittwoch gemerkt, denn nach neun Tagen Traumwetter regnete es, als wir die Gäste am Hotel abholten. Die gemeinsamen zehn Tage waren so intensiv und immer wieder von großen Gefühlen begleitet, dass es plötzlich schon ganz schön still um mich herum war. Dennoch überwiegt das schöne Gefühl, dass dank meines Vorstandsteams und allen Beteiligten alles so wunderbar geklappt hat und die Beziehung zu unserem Partnerkomitee so vertraulich, herzlich und freundschaftlich ist. Dieses Gefühl bleibt und begleitet uns bei der weiteren Arbeit.

LAZ: Sie hatten ein straffes Programm. Was waren die Punkte, die auf besonderes Interesse bei den Gästen gestoßen sind?

Liebrich: In Bezug auf zukünftige Projekte in Garango war die Besichtigung des Wasserwerks sehr interessant. Insbesondere die kommunale Zusammenarbeit hier in der Region regte dazu an, ähnliche Verbindungen auch in Garango zu suchen.
Das Lobdengau-Museum mit der Geschichte unserer Stadt erfuhr große Aufmerksamkeit, aber auch die BUGA war für alle eine Augenweide, die sie so vorher noch nicht erlebt hatten. Die lockere Unbefangenheit – wir sind über Hängebrücken balanciert, haben die lange Seilrutsche ausprobiert und einiges mehr –, hat es uns angenehm leicht gemacht, unseren Freundinnen und Freunden diese besondere Ausstellung zu zeigen. Die Fahrt mit der Gondel war noch ein ganz besonderer Höhepunkt, der die Gäste zu heiteren Späßen animierte.

Auch die Fahrt auf dem Neckar nach Heidelberg, die wir dank der Einladung von Herrn Schuff mit DLRG Booten erleben durften und der Besuch auf dem Heidelberger Schloss waren ein wunderbares Erlebnis.
An unserem Spielabend mit Picknick am Wasserturm haben sich einige als große Boule-Spieler gezeigt und wir konnten mal unbeschwert von Privatem erzählen, was man eben mit Freund*innen macht und was das Verständnis füreinander fördert.
Nicht zu vergessen natürlich das Altstadtfest, auf dem wir ausgiebig zusammen gefeiert haben, was bei allen für Begeisterung gesorgt hat. Ich könnte hier noch Weiteres aufzählen. Das Programm hat insgesamt großen Anklang gefunden.

LAZ: Die schwierige politische Lage war immer wieder Thema. In der Zeit des Aufenthalts gab es dann auch einen furchtbaren Terroranschlag in Burkina Faso. Wie sind Sie, wie ist die Delegation damit umgegangen?

Liebrich: Ich muss gestehen, dass ich während dieser zehn Tage gar keine Zeit gefunden habe, um Nachrichten zu schauen, oder zu hören und ich daher von dem Anschlag zunächst gar nichts mitbekommen habe. Nach Rücksprache mit dem Präsidenten unseres Partnerkomitees habe ich die Information bekommen, dass die Delegation durchaus durch die Kommunikation mit der Heimat von dem Anschlag erfahren hatte. Man hatte sich am Morgen beim Frühstück darüber ausgetauscht, wollte uns aber nicht damit belasten. Herr Guiébré hat dazu gesagt, dass die Menschen in Burkina Faso leider immer wieder mit diesen traurigen Nachrichten konfrontiert sind und dass das schwer zu ertragen ist. Sie schöpfen aber auch eine gewisse Hoffnung, denn es gibt ein Umdenken bei der Bevölkerung. Sie will ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Die Menschen wollen sich von den Terroristen nicht mehr einfach aus ihren Dörfern vertreiben lassen, sondern Männer finden sich zu einer Art Bürgerwehr, VDP genannt, zusammen und kämpfen an der Seite des Militärs gegen die Dschihadisten. Es bereitet den Menschen großen Schmerz den hohen Preis dafür zu zahlen, aber welche Alternative gibt es? Es wurden schon einige Dörfer zurückerobert und das gibt ihnen Hoffnung für die Zukunft.

LAZ: Digitalisierung kann mittlerweile sehr viel. Wie wichtig sind dennoch die persönlichen Besuche und Gespräche?

Liebrich: Der Mensch empfängt und sendet ja mit vielen Sinnen, was für eine Kommunikation wichtig ist. Selbst per Videokonferenz, die uns leider wegen des schwankenden Internets nur selten gelingt, kann man die Details wie Mimik, Gestik, Augenkontakt und Körperhaltung nur sehr begrenzt wahrnehmen.
Durch die persönliche Begegnung erlebt man sich mit allen Sinnen und das ist bei den Unterschieden von Kultur und Sprache für unsere Zusammenarbeit einfach ungemein hilfreich. Und was sagt eine persönliche Umarmung und der Blick in die Augen alles aus … das geht nicht online.

LAZ: Was war für Sie die Essenz des Besuchs der Delegation aus Garango?

Liebrich: Wir haben eine Verantwortung allen unseren Mitmenschen gegenüber. Das gilt gegenüber meinem Nächsten in der Familie, der Nachbarschaft in Ladenburg und über die Grenzen unseres Landes hinaus. Durch die Städtepartnerschaft haben wir ein besonderes Augenmerk auf die Menschen in Garango, die oftmals unter sehr schwierigen Bedingungen leben. Der Besuch der Delegation hat unsere Verbundenheit noch einmal gefestigt und gezeigt, wie wertvoll die Freundschaft für alle ist. Unsere Partnerschaft ist gelebte Völkerverständigung.