Ladenburger Zeitung, 15.09.2023, Christina Schäfer
Savannengräser erinnern an Verbundenheit
„Wir sind sehr bewegt und sehr glücklich.“ Die Stimme Karola Liebrichs, der Vorsitzenden des Garangovereins, klang belegt, als sie zum Ende ihrer Rede kam. Und in der Luft war diese Emotion greifbar und schien sich für einige Momente auf die vielen Gäste zu übertragen, die anlässlich der Einweihung des Garango-Platzes gekommen waren. Hier, in unmittelbarer Nähe zum Neckartorplatz, unterhalb des Lobdengau- Museums vor den Toren der Altstadt stand bereits seit einiger Zeit eine Skulptur „La Protection“ von Jean-Luc Bambara, Künstler aus Garango. Nun hat sie einen Rahmen bekommen. Savannengräser umgeben sie, in der vorderen Ecke der Umrandung des kleinen Gartens wächst ein Lederhülsenbaum; beides erinnert an die Verbundenheit. „Der Garango-Platz steht ab heute als Sinnbild für die Freundschaft von Menschen unterschiedlicher Kulturen, die über Grenzen hinweg der Wunsch eint, sich zu öffnen, sich auszutauschen und zu unterstützen“, fasste Bürgermeister Stefan Schmutz die Bedeutung des Platzes zusammen.
Bauen an einer neuen Welt
Er blickte in seiner Rede auch in die Geschichte der mittlerweile 40 Jahre währenden Städtepartnerschaft, deren Urkunde am 14. September 1983 durch Issaka Augustin Gampene und Reinhold Schulz unterzeichnet wurde. Schmutz sprach von der Neugier, dem wechselseitigen Interesse – und dem Wunsch, an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. „Wir bauen seit 40 Jahren eine neue Welt“, schilderte Abdou Narcisse Guiébré, Präsident des Komitees in Garango, seine Sicht auf die Partnerschaft. Aus ihr ist längst eine Freundschaft geworden. Eine, die wie er sagte, unvergleichlich ist. Für Schmutz war es angesichts der politischen Krise in dem afrikanischen Land umso wichtiger, dass Ladenburg auch weiterhin die Hand reicht. „Wenn sich internationale Staaten weigern, in den Dialog zu treten, ist es wichtig, auf kommunaler Ebene zu zeigen, dass wir es nicht so machen“, so der Bürgermeister.
Zukünftige Projekte
Die Verdienste aus 40 Jahren Städtepartnerschaft, sie sind in Garango sichtbar. Etliche Projekte wurden bereits verwirklicht, doch anhand der Worte Karola Liebrichs wurde deutlich: Es geht weiter; weil man den Menschen in Garango eine Perspektive anbieten möchte, damit sie das Vertrauen in die Zukunft nicht verlieren. Sie ging in diesem Zug auf geplante Projekte ein, wie die Einstellung eines Schulhausmeisters in jeder Kommune, die Installation einer Solaranlage auf dem Dach der dann renovierten Ladenburgschule und die Unterstützung des Unternehmens einer Frauengruppe zum Sammeln und Recyceln von Plastik. Das alles im Sinne der Nachhaltigkeit. „Um unsere gemeinsamen Ziele und unsere Partnerschaft weiterzuentwickeln, braucht es einerseits Geld, es braucht aber insbesondere Menschen, die sich engagieren“, blickte Schmutz dabei auf die Unterstützung aus der Bürgerschaft ebenso wie auf das Engagement des Garangovereins. Der hatte den Besuch der Delegation aus Burkina Faso geplant. Guiébré „Unser Aufenthalt war gelungen und hervorragend vorbereitet“, dankte Guiébré dem Organisationsteam. Liebrich machte derweil die Bedeutung des Besuchs deutlich: „Die gemeinsamen neun Tage haben die Worte zu Partnerschaft und Freundschaft mit Leben gefüllt.“ Mit der jetzt erfolgten Einweihung des Platzes, der auch durch Unternehmensspenden – ob monetär oder Arbeitsleistung – verwirklicht wurde, verband Stefan Schmutz den Wunsch, dass die Städtepartnerschaft auch in den kommenden Jahrzehnten durch nachfolgende Generationen intensiv gelebt wird.
Ehrenmedaille verliehen
Zum Schluss gab es dann noch Geschenke. Und zwar von höchster Stelle. Aus den Händen von Mariama Makouari erhielten Stefan Schmutz und Karola Liebrich seitens des Staats Burkina Faso die Ehrenmedaille der Kommunalverwaltung. Doch weder der Bürgermeister noch die Vereinsvorsitzende wollten diese Auszeichnung einzig für sich proklamieren. „Die Auszeichnung gebührt allen, die sich seit 40 Jahren für die Partnerschaft einsetzen“, erweiterte Schmutz den Kreis der Geehrten im Geist, während Liebrich konstatierte, man hätte die Medaille an jede Schulter heften können. „Sie gehört uns allen“, rief sie den Vereinsmitgliedern daher zu. Doch damit nicht genug. Auch eine Skulptur Bambaras, die ein steigendes Pferd aus Bronze darstellt, wurde an den Bürgermeister übergeben. Mit 6,5 Kilogramm war sie ein wahrlich gewichtiges Zeichen für 40 Jahre Städtepartnerschaft.