Karola Liebrich (v.l.), Mariama Nakouari, Bürgermeister Stefan Schmutz und Abdou Narcisse Guiébré.
Mannheimer Morgen, 12.09.2023, Hans-Jürgen Emmerich
Seit 40 Jahren besteht die Freundschaft zwischen Ladenburg am Neckar und Garango in Burkina Faso. Eine Delegation von dort war jetzt zu Gast und brachte gleich mehrere Überraschungen mit.
Bei fast afrikanischen Temperaturen hat Ladenburg den neuen Garango-Platz in der Deichwiese eingeweiht. Exakt 31 Grad herrschten an diesem Nachmittag in der Stadt am Neckar, nur ein Grad weniger als zum gleichen Zeitpunkt in Burkina Faso. Da passte das neue Steppengras rund um die Skulptur mit dem Titel „La Protection“ von Jean-Luc Bambara noch besser. „Sie machen es alle richtig, Sie stehen im Schatten“, rief Bürgermeister Stefan Schmutz den vielen Gästen der Zeremonie zu, während er selbst am Rednerpult in der Sonne sprechen musste. Eine lästige Pflicht war ihm das allerdings ganz und gar nicht, im Gegenteil. Der Tag sei für die Stadt ein besonderer Anlass, und er freue sich sehr, ihn gemeinsam mit Gästen aus Garango feiern zu dürfen, sagte Schmutz. Auch wenn er keinen von ihnen zuhause beherbergt hatte, so sei er ihnen in den vergangenen neun Tagen doch regelmäßig begegnet.
Vor 40 Jahren besiegelt
Fast auf den Tag genau 40 Jahre nach der Unterzeichnung der ersten Partnerschaftsurkunde durch den damaligen Bürgermeister Reinhold Schulz erinnerte Schmutz daran, dass diese Art der Beziehung damals einzigartig war: „Eine Städtepartnerschaft zwischen einer europäischen Kleinstadt und einer Region in Burkina Faso, das gab es so noch nicht.“ Schwerpunkt der Beziehung sei stets der Erfahrungsaustausch gewesen, sagte Schmutz. Man blicke gemeinsam eindrucksvoll auf das Erreichte zurück, fuhr er fort und ergänzte: „Es warten noch viele gemeinsame Aufgaben auf uns.“ An den Präsidenten Abdou Narcisse Guiébré gerichtet erklärte Schmutz, er hoffe, dass die Delegation aus Garango erlebt habe, wie lebendig diese Partnerschaft zwischen beiden Kommunen sei. „Mit der Einweihung und öffentlichen Widmung des Garango-Platzes am heutigen Tag möchten wir die Errungenschaften der Vergangenheit würdigen und zugleich auch ein Zeichen für die Zukunft setzen.“
Kunst im Steppengras
„Afrikanische Kunst, umgeben von Savannengräsern inmitten einer deutschen Kleinstadt. Das fällt auf, und das soll es auch“, betonte der Bürgermeister: „Denn der Garango-Platz steht ab heute als Sinnbild für die Freundschaft von Menschen unterschiedlicher Kulturen, die über Grenzen hinweg der Wunsch eint, sich zu öffnen, sich auszutauschen und zu unterstützen.“
Dabei konnte sich Schmutz auch eine kritische Bemerkung zur Politik nicht verkneifen: „Am derzeitigen internationale Rückzug aus Burkina Faso leiden zuvorderst die Menschen, nicht die Diplomaten oder die Politik.“ Das „provozierende Schweigen“ erschwere den so wichtigen gemeinsamen Dialog. Umso wichtiger sei es daher, „auf kommunaler Ebene auch weiterhin den Kontakt, den Austausch aufrecht zu erhalten und das klare Signal zu senden, dass wir auch in der Krise bei unseren Freunden in Burkina Faso sind und wir ihnen auch weiter die Hand reichen.“ Dass die Delegation aus Garango trotz der großen Unsicherheiten in ihrem Land die Reise nach Ladenburg angetreten habe, ringe ihm großen Respekt ab.
Ideen für mehr Nachhaltigkeit
Temperaturen wie in Afrika griff auch die Vorsitzende des Garango-Vereins, Karola Liebrich, auf. Die vergangenen neun Tage hätten die Freundschaft mit neuem Leben erfüllt. Man habe großes Vergnügen miteinander gehabt, sagte sie, aber auch gearbeitet und kritisch auf Abläufe geschaut. Ein besonderer Schwerpunkt werde künftig in der Betreuung der Projekte vor Ort liegen, „um die Nachhaltigkeit weiter zu verbessern“, kündigte sie an. Als Beispiel nannte sie die die Zusammenarbeit mit einem Bausachverständigen und die Einsetzung von Hausmeistern für die Schulen in jeder Kommune. In einem Pilotprojekt solle die 1994 erbaute Ladenburg-Schule nach der Renovierung eine Solaranlage erhalten.
„Ihre Freundschaft hat uns überwältigt“, formulierte Präsident Guiébré in bewegten Worten. Er erinnerte an die Menschen der ersten Stunde, darunter der unvergessene Ewald Blümmel. Es sei unmöglich, alles zu nennen, was in den vergangenen vier Jahrzehnten erreicht worden sei. Das Engagement in der Partnerschaft fasste er mit den vielsagenden Worten zusammen: „Wir bauen gemeinsam eine neue Welt.“
Hohe Auszeichnung
Überrascht wurden Schmutz und Liebrich dann mit der Verleihung einer Ehrenmedaille durch den Präsidenten von Burkina Faso, die die Delegation überreichte. Die „Médaille d’honneur de collectivité locale“ nahmen beide gerührt entgegen, um sie sogleich all jenen zu widmen, die sich seit 1983 für die Partnerschaft engagiert haben. „Die Medaille gehört uns allen“, rief Liebrich den Versammelten auf der Deichwiese zu.
Schließlich gab es noch eine weitere Überraschung: Schmutz erhielt eine sechseinhalb Kilo schwere Bronzeskulptur des Künstlers Jean-Luc Bambara. Ein Pferd als Symbol für Garango, das ihn stets an die Freundschaft erinnern soll. Einen Platz dafür hat er auch schon im Auge, wie der Bürgermeister dem „MM“ verriet: Es könnte auf einer Stele in seinem Dienstzimmer im Rathaus stehen.