Ladenburger Zeitung, 04.08.2023
Garangoverein unterstützt weiter erfolgreich bewährte wie auch neue Projekte – Zahl der Paten ist gestiegen, die der Kinder aber auch
Der aktuell 542 Mitglieder starke Garangoverein steht kurz vor seinem 40-jährigen Jubiläum, und im September soll die langjährige Partnerschaft gebührend gefeiert werden. Auf dem Programm steht am Donnerstag, dem 7. September, das Partnerschaftsfest im Glashaus im Waldpark mit der Band Groovin’Nana, und in der Zeit vom 4. bis 12. September findet in der Galerie Linde Hollinger eine Skulpturen-Verkaufsausstellung des Künstlers Jean-Luc Bambara statt. Augenfälligste und nachhaltige Innovation im Stadtbild wird der neu gestaltete Garango-Platz unterhalb des Bischofshofs sein, der am 12. September eingeweiht wird.
Bei allen bevorstehenden Ereignissen mit dabei: eine Delegation aus Garango. „Ich freue mich auf die Freundinnen und Freunde“, unterstrich Vereinsvorsitzende Karola Liebrich, die auf der Mitgliederversammlung die von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftskomitee auf Augenhöhe betonte und in ihrem Rückblick nochmals begeistert auf die Reise der Ladenburger Delegation Ende 2022 ins Partnerschaftsgebiet einging: „Wenn man sich trifft, entsteht immer noch ‚das Bisschen mehr‘.“
Viel ist im vergangenen Jahr passiert, angefangen beim Patenschaftsprogramm, zu dem Beisitzerin Anne Sielski Erfreuliches berichten konnte, denn die Zahl der Paten ist auf 1093 gestiegen. Zugleich sind jedoch auch die zu unterstützenden Kinder mehr geworden, aktuell 1760.
Unterstützung hat der Verein in vielfacher Hinsicht geleistet, etwa mit einer 10.000-Euro-Spende zur Versorgung von Binnenflüchtlingen aus Burkina Fasos Norden mit Wasser und Lebensmitteln. Die Stadt Ladenburg hatte darüber hinaus mit 8.500 Euro den Bau eines Brunnens in Niarba finanziert. „Die Bevölkerung ist unendlich dankbar“, sagte Liebrich, die außerdem große Fortschritte in puncto Schulsanierung vermeldete.
Wie die Lourgogho-Schule, mit nun sechs intakten Klassenzimmern, in denen die Schüler geschützt vor sturzflutartigem Regen, aber auch starker Sonneneinstrahlung lernen, unterrichtet werden, sollen alle vom Verein errichteten Schulgebäude überprüft und gegebenenfalls renoviert werden. Begleitet werden die Maßnahmen von einem Bauingenieur aus Garango, erklärte Beisitzer Kurt Kliesch, der sich gemeinsam mit Vizevorsitzendem Herbert Felbek um Bauliches kümmert. Ergänzt werden die Maßnahmen durch die Installation moderner Latrinen sowie das Aufstellen von solarbeleuchteten Lerntafeln. Erfolgreich angelaufen sind auch die Baumpflanzungen an Schulstandorten in Garango, die weiter, jedoch mit Mischkulturen, fortgesetzt werden. „Sehr gut in der Quartalsplanung“ liegen die Projekte für Frauen, die mithilfe eines Kredits ihr eigenes Unternehmen aufbauen, auch dies soll weiter unterstützt werden.
„Sorgenkind“ Stausee
Als „unser Sorgenkind“ bezeichnete die Vorsitzende den sanierungsbedürftigen Stausee in Boura. Komplett befüllt, sei seine Fläche etwas größer als die des Römerstadions, doch durch Verschlammung reduziere sich das Stauvolumen, wie Kliesch ausführte. „Da sind wir auf Hilfe von außen und den Dialog mit Behörden angewiesen.“ Als „Notbehelf“ will der Verein für die Erhöhung einer 36 Meter langen Mauer sorgen, doch die erforderliche Sanierung sei „ein riesengroßes Projekt, das unsere Möglichkeiten übersteigt“, stellte Liebrich fest. Man sei in dieser Sache auch im Gespräch mit Franziska Brandtner, der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die eine Videokonferenz mit dem deutschen Botschafter in Burkina Faso vorgeschlagen habe.
Im Blick behält der Partnerschaftsverein auch das Waisenhaus, für dessen Sanierung großzügig gespendet wurde. Mit einem Teil des Geldes wurden zunächst die „in katastrophalem Zustand“ befindlichen Innenräume saniert: „Die Kinder sind jetzt würdig untergebracht.“ Wie sich das Haus weiterentwickelt, hängt von der Kirche als Träger ab, deren Schritte der Verein vorerst abwartet.
Als weitere Projekte in Planung nannte Liebrich unter anderem den Aufbau eines Ausbildungszentrums „Schneiderei“ in Niaogho, das „auf einem guten Weg“ sei, sowie eine vorstellbare Alternative zur Nahrungsmittelunterstützung dahingehend, dass trächtige Schafe zur Zucht und zum Verkauf übergeben werden, was Familien langfristig Eigenständigkeit ermöglichen werde.
Als weiteres Bauprojekt stellte Kurt Kliesch neben weiteren Brunnen die Erstellung von Wassertürmen vor. Mit einem daran angeschlossenen Verteilungssystem könnten angrenzende Felder bewässert werden. Ehrenvorsitzende Gaby Ensink thematisierte die Frage der Instandhaltung solcher Anlagen: „Gibt es dort jemanden, der das kann?“ Liebrich sagte zu, diese Anregung fest im Blick zu behalten: „Es wird Betreuer brauchen.“
Einstimmig beschlossen wurde nach Peter Schulers Kassenbericht, zu dem Rechnungsprüfer Gerhard Seiser gratulierte, eine Satzungsänderung, nach der die maximale Beisitzer-Zahl von neun auf acht reduziert wird. Keine Änderungen ergaben die Neuwahlen: Herbert Felbek bleibt Vizevorsitzender, Ulla Roßkopf wie schon die letzten zwanzig Jahre Schriftführerin, und Barbara Schneider, Anne Sielski und Alexander Spangenberg fungieren weiter als Beisitzer.