Frauenleben in Garango

Ich heiße Barkissa Zeba, ich bin 20 Jahre alt und Schülerin der Abiturklasse des Gymnasiums in Garango. Ich lebe zusammen mit einem bereits verheirateten Mann. Wir wohnen im 7. Bezirk von Garango.
Ich habe ein Kind. Ich ernähre mein Kind ausschließlich mit Brustmilch. Trotz dieses Kindes habe ich mich entschlossen, meine Ausbildung fortzusetzen. Während des Schuljahres ( Oktober bis Juni )gehe ich morgens ziemlich früh zur Schule, nachdem ich mein Kind geduscht und das Frühstück gemacht habe. Wenn ich mittags zurückkomme, koche ich manchmal oder wiederhole meinen Unterrichtsstoff bis 14 Uhr. Danach gehe ich zurück zur Schule. Nach dem Nachmittagsunterricht kümmere ich mich um mein Kind und den Haushalt. Dann essen wir, ich wiederhole ein wenig den Unterrichtsstoff oder mache meine Hausaufgaben und gehe schlafen.
Während ich im Haus beschäftigt bin, ist mein Kind bei seinem Vater . Wenn ich in der Schule bin, beschäftigt sich meine Nebenfrau oder ein anderes Mädchen mit dem Baby. Während der Regenzeit, die mit den Schulferien zusammenfällt, sind wir mit der Feldarbeit beschäftigt, denn wir haben ein Feld unweit der Stadt anlegen können, wo wir Mais, Erdnüsse und Bohnen anbauen. Zur Mittagszeit gehe ich nach Hause, um mich auszuruhen, um mich um das Haus und mein Kind zu kümmern.
Ab 14 oder 15 Uhr verkaufe ich gekochte Eier. Manchmal, wenn der Verkauf gut verläuft, gehe ich zurück auf das Feld, um den anderen zu helfen, aber nicht für lange Zeit, denn die Kinder müssen geduscht und das Abendessen vorbereitet werden.
An den Markttagen ( alle 3 Tage in Garango ) gehe ich, nach der Erledigung der kleinen morgendlichen Hausarbeiten, meine Perlhühner verkaufen. Um 12 Uhr kehre ich zurück, um mich um das Mittagessen zu kümmern. Am Nachmittag gehe ich zum Markt zurück, um spazieren zu gehen, Freunde und Verwandte zu treffen und die Stände anzuschauen oder manchmal auch Einkäufe zu machen. Das ist Brauch bei uns; an den Markttagen macht man Einkäufe, aber man trifft sich auch mit Freunden und Bekannten, denn die Leute kommen von überall her auf den Markt.

Frauenleben in Garango

Ich heiße Azara Goumbane, ich bin 43 Jahre alt; ich bin Hausfrau und Gemüseverkäuferin in Pakala, einem kleinen Dorf, 3 km von Garango entfernt. Mein Mann ist Landwirt; wir haben vier Kinder, von denen zwei zur Schule gehen. Während der Trockenzeit stehe ich ziemlich früh auf; nach dem Frühstück gehe ich auf das nahe gelegene, zur Nutzung freigegebene Gelände, um Kieselsteine zu sammeln, die ich an die Bauherren weiterverkaufe. Diese Arbeit beginnt um 7 Uhr und endet um 11 Uhr.
Nach meiner Rückkehr bereite ich das Mittagessen zu. Dann halte ich Mittagsruhe bis 14 Uhr. Danach gehe ich zum Brunnen, um Wasser zum Trinken, für die Küche, für den Abwasch…. zu schöpfen. Nach Beendigung dieser lästigen Arbeit begebe ich mich an das Staubecken, um meinem Mann beim Gießen seines und auch meines Gemüsegartens zu helfen. Wegen der großen Entfernung zum Feld der Familie (auf dem wir vorwiegend Hirse anbauen) muss ich während der Regenzeit noch viel früher aufstehen, um das Mittagessen vorzubereiten. Nach der Küchenarbeit mache ich mich auf den Weg zum Feld, auf dem schon die anderen Familienmitglieder sind. Wir beginnen etwa um 7 Uhr zu säen oder das Feld zu bearbeiten. Um 14 Uhr machen wir eine Pause, um zu essen und uns ein wenig auszuruhen.
Wenn ich am Nachmittag fertig bin, suche ich trockenes Holz zum Heizen und Kochen. Dann gehe ich nach Hause, um das Abendessen vorzubereiten.
An den Markttagen gehe ich, nachdem ich mich um das Frühstück der Kinder gekümmert habe, Gemüse ernten, das ich danach auf dem Markt verkaufe. Funktioniert der Verkauf nicht sehr gut, kehre ich erst am Nachmittag nach hause zurück. Wenn ich mit der Hausarbeit beschäftigt bin oder wenn ich im Dorf Bekannte besuche, bleibt mein kleines Kind bei seinen Schwestern, bei anderen Kindern des Viertels oder auch bei seiner Großmutter. Aber wenn ich auf den Markt oder auf das Feld gehe, nehme ich mein kleines Kind immer mit, auf dem Rücken oder auf dem Arm. Da ich nicht genug Milch zum Stillen habe, verwende ich zur Ernährung meiner Kinder zusätzlich zur Brustmilch noch Joghurt und Brei.

Was ist die Rolle und der Platz unserer Vorfahren in unserer Gesellschaft ?

Sawadogo R. Jérémie, 20 Jahre (Gymnasium in Garango)
Unsere Vorfahren, weise Menschen aus der Ferne, Menschen, von denen wir abstammen, Charaktere, deren Namen die Griots sangen, singen und vielleicht noch singen werden, nehmen einen großen Platz in der Gesellschaft ein. Sie sind die Initiatoren der afrikanischen Gesellschaft, sie sind ihre Väter. Wir beschwören sie für einen guten Niederschlag, zu unserem Schutz oder für irgendeine andere Tatsache. Sie sind unsere Götter. Nur unsere Häuptlinge und die Träger von Bräuchen haben diese telepathische Eigenschaft, die es uns erlaubt, mit ihnen zu kommunizieren.
Unsere Vorfahren haben uns ein Erbe hinterlassen: die Kultur, durch die wir unsere Identität finden und das Gefühl haben, zur selben Familie zu gehören. Der Ort, an dem ihre Seelen ruhen, ist nun ein heiliger Ort, eine heilige Stätte, ein Wallfahrtsort, ein Ort, an dem kein Sakrileg geduldet wird. Dieser Ort muss unbedingt respektiert und geschützt werden. Die Ahnen sind die Seele der Gesellschaft, ohne die sie zusammenbrechen würde. Sie sind die reinen Wesen, die die Gesellschaft von allen Übeln läutern. Um sie zu verehren, bringen wir in ihrem Namen Opfergaben dar.
In dieser Gesellschaft kennt jeder seinen Platz und hält sich strikt an die geltenden Gesetze.
Es ist jedoch traurig, dass wir Zeugen des Verschwindens dieser Kultur in unserer Gesellschaft werden. Die jungen Leute interessieren sich nicht für ihre Kultur und die alten Leute sterben mit ihrem Wissen aus. Die Gesellschaft, die wir „modernisierte Gesellschaft“ nennen, hat den Kontakt verloren, hat die heilige Verbindung mit den Ahnen abgebrochen. Die jungen Menschen haben vergessen oder wissen nicht, wer sie sind, sie kennen ihre Identität nicht. Sie sind nur mit einer Sache beschäftigt:
Gewinn, Geld und Erfolg. Wenn sie nur den Willen hätten, zurück zu den Wurzeln zu gehen !

Was ist die Rolle der Frauen in Afrika gestern und heute ?

Awa Bandaogo, 17 Jahre, Schülerin am Gymnasium in Garango
In unseren Gesellschaften im Allgemeinen und im traditionellen Umfeld im Besonderen, spielt die Frau eine wichtige Rolle für das soziale Wohlbefinden. Sie war und ist der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Welche Rolle hat sie im Laufe der Jahre eingenommen ?
In der Vergangenheit waren die Frauen immer die Stütze der Familie. Die gesellschaftliche Entwicklung und die Zwänge der Entwicklung haben ihr eine enorme Verantwortung übertragen. In der Tat hat sie häusliche Aufgaben wie Kochen, Kinderbetreuung und Putzen übernommen. Sie hat auch dem Mann geholfen. Sie musste ihrem Mann gehorchen und sich ihm unterordnen, wenn sie Entscheidungen traf. Außerdem musste die junge Frau von heute zu Hause bleiben, um ihre Rolle als zukünftige Ehefrau zu lernen. Als Mutter und Ehefrau spielt die Frau eine wichtige Rolle im Haushalt. Aber ihre Rolle kann nicht auf die einfache Ausführung häuslicher Aufgaben reduziert werden.
In der Tat ist die moderne Frau nicht mehr damit zufrieden, die Rolle der Hausfrau zu spielen. Die moderne und traditionelle Frau hat sich nicht mehr mit einem Leben zu Hause abgefunden. Zum Beispiel hat sie mehr und mehr Zugang zu Bildung, was ihr mehr Macht und Verantwortung in der Gesellschaft gibt. Sie engagiert sich auch in verschiedenen sozioökonomischen Aktivitäten, die zur sozialen Entwicklung beitragen, wie z.B. im Handel und bei der Gründung verschiedener Vereine. Auch die Frauen von heute sind durch Bildung und Emanzipation an wichtigen Entscheidungen neben den Männern in Familie, Beruf und Politik beteiligt. Auch übernehmen Frauen jetzt Funktionen und Verantwortungen, die früher von Männern im Bereich der Bildung, Medizin usw. ausgeübt wurden.
Ohne die Bedeutung der Rolle, die Frauen in der Vergangenheit gespielt haben, zu ignorieren, sollten wir die vielfältigen Tätigkeiten, die sie heute ausüben, nicht aus den Augen verlieren. Die Frau stellt einen integralen und wichtigen Teil der Bevölkerung dar, und die Entwicklung der Nation hängt von ihrer Bildung ab.
Daher ist es notwendig, ihre Rechte und Pflichten anzuerkennen, vor allem in Bezug auf die Bildung, denn es heißt: „Ein Mädchen zu erziehen heißt, eine Nation zu erziehen“.